Töpfern: Eine kreative Reise zur Stärkung deiner mentalen Gesundheit
"Die Berührung kommt vor dem Sehen, vor der Sprache... Sie ist die erste und die letzte, und sie sagt immer die Wahrheit" - Margaret Atwood
Autorin:
Thuli Wolf ist Ärztin, Künstlerin, Kunsttherapeutin und arbeitet als Redakteurin.

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Entdecke die wahre Verbindung zwischen Kreativität und Transformation
Es gibt einen besonderen Punkt im künstlerischen Prozess, an dem künstlerischer Ausdruck auf sinnliche Erfahrung trifft. Eine meiner bevorzugten Methoden, um diesen Punkt zu erreichen, ist die Arbeit mit Ton. Durch die Formbarkeit dieses Mediums können wir beim Töpfern eine tiefgreifende Verbindung zwischen Kreativität und Transformation knüpfen. Da beim Töpfern jede Bewegung unserer Finger Konsequenzen auf einer dreidimensionalen Ebene haben, gibt und das die Möglichkeit, unser Werk - und damit uns selbst - aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Transformation geschieht im künstlerischen Prozess an verschiedenen Momenten, ob während der Inspiration, der kreativen Phase. der Selbstreflexion oder der künstlerischen Weiterentwicklung. Häufig wird die Transformation aber erst so richtig greifbar, wenn sie sich in eine Form manifestiert, wie beispielsweise eine Tonfigur.
Ton vereint die Kräfte der Elemente
Daher biete ich in Berlin Töpferkurse an, bei denen die Teilnehmenden die Gelegenheit haben, dieses Medium kennenzulernen und in seine mystische Welt einzutauchen. Hier können Sie sich auf eine völlig neue Art begegnen, loslassen lernen und für ihre Gedanken und Gefühle eine neue (transformierte) Form finden. Ton vereint die Kräfte aller Elemente und erfährt durch sie eine tiefgreifende Veränderung: Er stammt aus über 1000 Metern unter der Erde und trägt eine erdende Energie in sich. In Verbindung mit Wasser wird er geschmeidig, bis er sich auflösen kann. Durch den Kontakt mit der Luft härtet Ton aus, und im Feuer erreicht er seine endgültige Form, wird stärker. Die heilenden Kräfte des Tons wurden bereits in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt im Laufe der Geschichte genutzt.
Wie die Berührung uns den Zugang zu verkörperten Erinnerungen ermöglichen kann
Berührung ist eine der grundlegendsten menschlichen Erfahrungen: Wenn wir auf diese Welt kommen, kennen wir weder Worte noch Gesten. Die Sprache ist uns weitestgehend fremd. Was wir jedoch kennen, ist die Berührung. Sie bildet die Grundlage für eine sichere Bindungen, ist mit den frühesten Körpererinnerungen verknüpft und befähigt uns, die Welt zu bewältigen und unsere Emotionen zu regulieren. Selbst Freud wusste, dass der Körper Erinnerungen bewahren kann, die der Verstand leicht vergessen kann. Das macht Töpfern besonders geeignet für das Verständnis und die Behandlung von Traumata.
Töpfern und das Körpergedächtnis
Darüber hinaus kann der Akt des Töpferns als eine Form der verkörperten Kognition (embodied consciousness) betrachtet werden, bei der Geist und Körper eng miteinander verwoben sind. Verkörperte Kognition ist ein Konzept aus der Kognitionswissenschaft und der Psychologie, das besagt, dass unser Denken nicht nur im Gehirn stattfindet, sondern eng mit unserem Körper und unseren sensorischen Wahrnehmungen verbunden ist. Es geht davon aus, dass unsere physische Interaktion mit der Welt und unsere körperlichen Empfindungen einen erheblichen Einfluss auf unsere kognitiven Prozesse, unser Lernen und unsere Entscheidungsfindung haben.
Das Körpergedächtnis kann auch sensorische Informationen speichern, wie zum Beispiel das Gefühl bestimmter Oberflächen oder Texturen, die bei bestimmten Aktivitäten auftreten. Dieses sensorische Gedächtnis kann dazu beitragen, Bewegungen oder Handlungen besser auszuführen. Gleichzeitig kann das Körpergedächtnis mit emotionalen Erfahrungen verbunden sein. Wenn eine bestimmte Bewegung oder Aktivität mit starken Emotionen in Verbindung gebracht wird, kann das Körpergedächtnis diese Emotionen speichern und bei zukünftigen Ausführungen der Bewegung beeinflussen.
Die Art und Weise, wie wir uns bewegen und handeln, ist eng mit unseren Denkprozessen verknüpft. Körperliche Handlungen können dazu beitragen, Informationen zu organisieren und zu verarbeiten. Zum Beispiel kann das Zeichnen einer Skizze oder das Erstellen eines physischen Modells dazu beitragen, komplexe Konzepte besser zu verstehen. Das Embodiment-Prinzip besagt, dass das, was wir denken und wie wir über Dinge nachdenken, oft von dem beeinflusst wird, was unser Körper erlebt und wie er mit seiner Umgebung in Kontakt tritt. Das bedeutet, dass die Dinge, die wir fühlen, berühren oder tun, unsere Gedanken beeinflussen und die Bilder in unserem Kopf beeinflussen können. Über den kreativen Aspekt und die sensorische Erfahrung beim Töpfern, können gewisse nicht-bewusste Erinnerungen angesprochen und verarbeitet werden. Wir können durch die symbolische Ausdruckskraft des Tons Formen und Figuren schaffen, die ihre inneren Gefühle oder Erfahrungen repräsentieren, auch wenn sie sich dessen nicht vollständig bewusst sind.
Haptische Wahrnehmungen aktivieren neurologische Bahnen und fördern die Achtsamkeit
Die Verwendung der Hände als Werkzeug zur Wahrnehmung wird als haptische Wahrnehmung bezeichnet. Wenn unsere Hände den weichen, feuchten Ton berühren, entfaltet sich eine Symphonie taktiler Empfindungen. Die Kühle an unseren Fingerspitzen, der sanfte Widerstand unter unseren Handflächen und das befriedigende Nachgeben des Materials erzeugen einen rhythmischen Tanz der Berührung. Wenn Hände Ton berühren, werden die Rezeptoren auf natürliche Weise stimuliert, und jede Bewegung der Hände liefert sofortiges Feedback an das Gehirn, was ein komplexes Zusammenspiel von neuronalen Bahnen auslöst. Haptische Wahrnehmung ermöglicht einen nonverbalen Zugang zu psychologischen und sensorimotorischen Prozessen. Dies hilft uns, im gegenwärtigen Moment verankert zu bleiben, unsere Aufmerksamkeit von Stressfaktoren abzulenken und einen Zustand der Achtsamkeit zu fördern.
Dies ist einer der Gründe, warum Töpfern auch in der Kunsttherapie einen so großen Stellenwert hat.

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Töpfern als Mittel zum Ausdruck
Töpfern als künstlerischer Prozess bietet mehr als nur sinnliches Vergnügen; er ist ein Mittel zum Selbstausdruck und bietet Raum für Gedanken und Emotionen. Ton hat die einzigartige Fähigkeit, unsere Energie, Sorgen und Stress aufzunehmen, während wir mit ihm arbeiten. Mit jedem Kneifen, Rollen oder Streichen geben wir Emotionen frei und erschaffen etwas Greifbares aus dem Unbegreiflichen. Selbstausdruck hat immer das Ziel, gesehen oder gehört zu werden. Nur, wenn wir uns verstanden fühlen, fühlen wir uns sicher. Sobald wir uns in Not befinden - ob real oder empfunden - wird die Möglichkeit, sich auszudrücken, existenziell. Sorgen, Ängste, Empfindungen - all das wollen wir kommunizieren. Nicht zuletzt, um es loszuwerden.
Töpfern stimuliert die Freisetzung von Dopamin und Serotonin
Studien haben gezeigt, dass kreative Aktivitäten wie Töpfern die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin und Endorphinen stimulieren. Diese chemischen Botenstoffe sind mit Freude, Belohnung und Stimmungsregulation assoziiert. Durch das Modellieren von Ton aktivieren wir neuronalen Schaltkreise und fördern Gefühle von Freude und Entspannung.
Beim Töpfern einen meditativen Zustand herbeiführen
Beim Töpfern sind wir körperlich aktiv und achten auf jede Bewegung und Berührung des Tons. Dies fördert eine Form der Achtsamkeit, bei der wir uns ganz bewusst auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren. Viele Töpfertechniken erfordern wiederholte, rhythmische Bewegungen, wie das Zentrieren des Tons auf der Scheibe oder das Modellieren von Hand. Die wiederholten Bewegungen beim Töpfern können einen Zustand der konzentrierten Aufmerksamkeit induzieren, ähnlich der Meditation, und den inneren Lärm beruhigen, unsere Gedanken zur Ruhe kommen lassen und klären. Der Töpferprozess ist in der Regel langsam und erfordert Geduld. Dies kann dazu beitragen, den Geist zu verlangsamen und von den schnellen Gedanken des Alltags abzulenken.
Beim Töpfern Angst reduzieren, Herzfrequenz und Blutdruck senken
Während wir Ton formen und gestalten, können unsere Gedanken Ruhe und Klarheit finden. Diese anhaltende Konzentration lenkt unseren Geist von sich wiederholenden Gedanken und Sorgen ab. Mit jeder Bewegung kann sich der Stress auflösen, die Angst verblassen und ein Gefühl der Entspannung über uns kommen. Darüber hinaus stimulieren die rhythmischen Bewegungen beim Töpfern das parasympathische Nervensystem, aktivieren eine Entspannungsreaktion und können so Herzfrequenz und Blutdruck senken.

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Du suchst einen Töpferkurs in Berlin?
Berlin ist eine Stadt mit vielen Möglichkeiten. Wenn du Töpfern lernen möchtest, dann ist das nicht besonders schwer. Ton gehört zu den nachsichtigen Materialien, lässt dir vieles durchgehen und kann auch stärkere Emotionen oder Aggressionen aushalten. Ich biete unterschiedliche Workshops an, unter anderem einen Töpferkurs, bei dem du mit verbundenen Augen arbeitest!
Dieser Workshop nimmt dich mit in eine neue Welt, in der du dich voll und ganz auf deine Sinne verlassen musst. Natürlich gebe ich dir vorher ausreichend Möglichkeiten, das Material kennenzulernen und dich auszuprobieren. Auch gebe ich dir genügend Hilfestellung, deine Tonfigur für den Brennofen vorzubereiten, oder zeige dir, wie Töpfern auch ohne Brennen möglich ist.
Töpfern beim Team Event in Berlin
Töpfern in Workshops oder bei Team-Events bietet eine Vielzahl von Vorteilen, sowohl auf individueller als auch auf Gruppenebene. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:
- Förderung der Kreativität: Töpfern ermutigt zur freien Gestaltung und fördert die Kreativität. Teilnehmende können ihrer Fantasie freien Lauf lassen, was dazu beiträgt, neue Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln.
- Stressabbau: Das Arbeiten mit Ton kann äußerst entspannend sein. Es ermöglicht den Teilnehmenden, Stress abzubauen und sich zu entspannen, was die allgemeine Stimmung und das Wohlbefinden verbessern kann.
- Teamarbeit: Bei Team-Events fördert das gemeinsame Töpfern die Zusammenarbeit. Die Teilnehmenden müssen zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen, was die Teamdynamik stärken kann.
- Ausdauer und kreative Problemlösung: Das Formen von Ton erfordert Geduld und Ausdauer, da es Zeit und Übung braucht, um Töpfern so zu lernen, dass man alle Techniken beherrscht. Dies kann die Fähigkeit zur Beharrlichkeit und zur Überwindung von Herausforderungen stärken. Gleichzeitig lassen sich viele Formen auch ohne jeglichen Können herstellen. Eine kreative Problemlösung ist gefragt und kann auf dieser spielerischen Ebene erprobt werden.
- Ergebnisorientierung: Die Möglichkeit, ein physisches Kunstwerk zu schaffen, bietet eine klare Ergebnisorientierung. Die Teilnehmenden können stolz auf ihr fertiges Produkt sein, was das Selbstwertgefühl steigert.
Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, wie du vom Töpfern profitieren kannst. Zu guter Letzt ist nicht zu vergessen, dass Töpfern unglaublich viel Spaß macht und Menschen jeder Altersgruppe und Hintergrund beim Töpfern eine wunderbare Zeit haben können.
Du interessierst dich für meine Workshops oder Team-Events? Dann schau hier vorbei.
Komm und Kreiere!
References:
Cornelia Elbrecht (2021), Healing Trauma in Children with Clay Field Therapy: How Sensorimotor Art Therapy Supports the Embodiment of Developmental Milestones, North Atlantic Books, Berkeley California
Cornelia Elbrecht & Liz R. Antcliff (2014) Being touched through touch. Trauma treatment through haptic perception at the Clay Field: A sensorimotor art therapy, International Journal of Art Therapy, 19:1, 19-30, DOI: 10.1080/17454832.2014.880932
Hoffmann, M. (2016). Verkörperte Kognition. In: Kühler, M., Rüther, M. (eds) Handbuch Handlungstheorie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05359-6_18
Michal Sholt MA & Tami Gavron MA (2006) Therapeutic Qualities of Clay-work in Art Therapy and Psychotherapy: A Review, Art Therapy, 23:2, 66-72, DOI: 10.1080/07421656.2006.10129647